Das Burnout Syndrom ist keine „Mode-Diagnose“, sondern eine ernst zu nehmende Störung, deren primärer Ausgangspunkt die Situation am Arbeitsplatz ist. Burnout wird heute sehr kontrovers diskutiert. Einerseits wird seine Existenz negiert: Wer behaupte, an der „Mode-Diagnose“ Burnout zu leiden, habe in Wirklichkeit eine Depression. Alle, die aus psychiatrischer Sicht keine Depression haben, sich am Arbeitsplatz aber dennoch gesundheitlich nicht in Ordnung fühlen, müssten dann den Simulanten zugerechnet werden. Andererseits wird dann aber doch besorgt darauf hingewiesen, man müsse das Burnout Syndrom ernst nehmen.
Was sagen die ersten Burnout ForscherInnen
Die Burnout ForscherInnen, Christina Maslachs, Herbert Freudenberger und Kurt Lewin, beschreiben es als ein langsamer, kontinuierlicher Übergang, ausgehend von einem Gefühl ungeschmälerter Arbeitsfreude hin zu einem Zustand, den sie psychische Sättigung bzw. psychische Übersättigung nennen. Und dies ist von Ermüdung, Faulheit oder gar Langeweile abgegrenzt zu betrachten und darf nicht verwechselt werden.
Lewin: „Wesentlich für die Sättigung ist ein Entstehen eines negativen Aufforderungscharakters, der einem von der Arbeit wegtreibt, zu einer unbezwingbaren Antipathie, dem Ekel nahekommt, wird.“ Die in den Betroffenen aufsteigende Abneigung – „Sättigung“ gegenüber ihrer Arbeit entspricht nicht einer Laune, sondern produziert einen inneren Konflikt zwischen Pflichtgefühl und „Nicht mehr Können!“
Freudenberger beschreibt den Burnout Prozess mit 3 Veränderungen:
1. Verlust von Energie und Erschöpfung am Arbeitsplatz
2. Innerer Widerwillen gegenüber der beruflichen Arbeit, Kunden, Kollegen
3. Verlust der Effektivität am Arbeitsplatz
Als besonders gefährdet von Burnout beschrieb er Personen, die zu Beginn ihres Einsatzes besonders „committed“ und „dedicated“, die also besonders überzeugt von ihrer Aufgabe, einsatzwillig und voller Hingabe an die Arbeit gewesen waren.
Maslach machte deutlich, dass Burnout keine medizinisch Diagnose, sondern im Gegensatz zur Depression, eine auf den Kontext der beruflichen Arbeit beschränkte Störung darstellt.
Burnout Syndrom versus Depression
Eine schwere Depression liegt vor, wenn über einen Zeitraum von mindestens 2 Wochen eine depressive Verstimmung oder ein Interessensverlust UND zusätzlich mindestens 4 der folgenden Symptome vorhanden sind: deutlicher Gewichtsverlust oder deutliche Gewichtszunahme, Schlaflosigkeit oder deutlich vermehrter Schlaf, psychomotorische Unruhe oder Verlangsamung, Müdigkeit, ein Gefühl der Wertlosigkeit oder Schuld, vermindertes geistiges Leistungsvermögen und Gedanken an den Tod. Ein wichtiges Kriterium der Depression, mit dem sie sich von der Trauer unterscheiden lässt, ist der Verlust des Selbstwertgefühls.
Es gibt zwischen Depression und Burnout zwar Überschneidungen, aber auch deutliche Unterschiede. Schwer Depressive äußern sich häufig, sie könnten z.B. nicht in der Klinik verweilen, denn sie würden am Arbeitsplatz dringend gebraucht. Was die beiden Störungsbilder jedoch verbindet, ist das Gefühl der emotionalen Erschöpfung.
Arbeitsstress führt mit hoher Wahrscheinlichkeit ins Burnout Syndrom. Ein Burnout Syndrom bedeutet nicht notwendigerweise eine Depression. Das Burnout Syndrom kann, muss aber nicht eine Durchgangsstation vom Arbeitsstress zur Depression sein.
Typische Merkmale
Burnout |
Depression |
Anhaltende Erschöpfung
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Anhaltender Verlust der allgemeinen Lebensfreue, der Motivation und des Antriebs.
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Unüberwindbare, vorher nicht vorhandene emotionale Aversion oder Zynismus gegenüber den Menschen, für die man beruflich tätig ist ODER
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Anhaltender allgemeiner Verlust des Selbstwertgefühls mit Selbstvorwürfen oder Schuldgefühlen.
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Effizienzverlust am Arbeitsplatz, weniger Leistung trotz einem Mehr an Arbeit.
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Selbsttötungsgedanken
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Maslach identifizierte 6 Aspekte des Arbeitsplatzes mit besonderer Bedeutung für die Erhaltung der seelischen Gesundheit.
Unternehmerische Prophylaxe gegenüber Burnout nach Maslach und Koll 2001:
- ARBEITSMENGE – WORKLOAD
Keine Auslastung, die Erholung unmöglich macht. Anpassung zwischen Aufgaben und Fähigkeiten der MitarbeiterInnen. Persönlicher Umgang mit Kunden, Klienten, Patienten bedeutet anstrengende emotionale Arbeit. - GESTALTUNGSMÖGLICHKEITEN und SPIELRAUM – CONTROL
Möglichkeit, seine Arbeit in einer Art und Weise zu leisten, die sie/er für die Best hält. Einflussmöglichkeit auf das Arbeitstempo. Keine zu einengenden Detailvorschriften. - ANERKENNUNG – REWARD
Angemessenheit der finanziellen Entlohnung. Soziale Anerkennung durch Führungskräfte und Kollegen via Rückmeldungen zur geleisteten Arbeit. - ARBEITSKLIMA und KOLLEGIALITÄT – COMMUNITY
Gute kollegiale Beziehungen. Angemessene Möglichkeiten zum Austausch/Gespräch. Guter Umgang mit Konflikten. - GERECHTIGKEIT – FAIRNESS
Gerechte Verteilung der Arbeit. Gleicher Lohn und gleiche Wertschätzung für gleiche Arbeit. Keine Intrigen. Keine Bevorzugung Einzelner. - BEACHTUNG VON WERTEN – VALUES
Moralische Vertretbarkeit der zu leistenden Arbeit. Ethische Vertretbarkeit der Produktionsweisen und der Produkte. Keine Nötigung gegenüber MitarbeiterInnen, Kunden, Klienten zu täuschen oder zu übervorteilen.
Depressive Erkrankungen sind kein genetisch determiniertes Schicksal, sondern stehen in überaus engem Bezug zu erlebtem Stress. Unbestreitbar ist die Arbeitswelt, wenn auch nicht die einzige, so doch eine wesentliche Stressquelle.
Quelle: Joachim Bauer, Arbeit – Warum sie uns glücklich oder krankmacht, 2015
Für Sie zum Reflektieren
Arbeiten ihre MitarbeiterInnen im guten EUSTRESS, weil sie Ihnen herausfordernde Aufgaben stellen, die bewältig bar sind?
Ist die Arbeitsmenge klardefiniert, Gestaltungsmöglichkeit vorhanden, finanzielle und soziale Anerkennung Teil ihrer Unternehmenskultur, Arbeitsklima und Kollegialität keine leere Hülse, Gerechtigkeit und Wert ein Unternehmensgrundsatz?
Wie hoch sind ihre Kosten für Langzeit Krankenstände, Burnout Fälle, Wiedereingliederungsmaßnahmen?
BGM – Betriebliches Gesundheitsmanagement ist der zukünftige strategische Rahmen im Unternehmen, um ganzheitliche Gesundheitsansätze wie Lebensführung, Ernährung, Bewegung und Entspannung miteinander zu verbinden.
Ist corporate health, englischer Ausdruck für BGM – Betriebliches Gesundheitsmanagement, bei IHNEN, IHREM Unternehmen schon angekommen?
Wir bewirken Veränderung!